Literaturempfehlungen

Ein Buch hat immer Zeit. Ein stiller Winkel – und der lesende Mensch hat sein Paradies. Hier ein paar Bücher, die für ihn in ihrer Entdeckung besonders wertvoll waren.

Stanislaw Jerzy Lec
„Sämtliche unfrisierte
Gedanken“  
Das Buch für alle, die sich nach Klarheit, Geist, Vernunft, nach Humor, Scharfsinn und Witz sehnen. Lec schreibt Gedanken auf, die so alt sind wie die Menschheit selbst.  
Wolfdietrich Schnurre
„Der Schattenfotograf“  
Zwischen Buch des Monats und Jahrhundertbuch liegen die Prädikate für den Schattenfotographen. Die Wahrheit dürfte näher bei letzterem liegen.“ Hundert Bücher in einem. Ein Wunder!  
Ulrich Wickert
„Das Buch der Tugenden“

„Der Ehrliche ist der Dumme“ 
Ja, ja, ganz recht der Mann der “Tagesthemen”. Er schreibt auch Bücher. Zwei davon sind besonders gelungen. Wickert fordert direkt zum Nachdenken über das Handeln des einzelnen in der Gemeinschaft auf und rezitiert aus Texten aller großen Philosophen und Literaten. Das Buch der Tugenden liest sich wie eine Einführung in das Gedankengut von Aristoteles, Nietsche, Habermas, Lessing, Goethe, Schiller, Fontane, Thomas Mann, B. Brecht, M. Frisch, Dürrematt und Günter Grass. Ein Buch, das man immer wieder aufschlägt…. 
Stefan Zweig
„Schachnovelle“ 
Nicht einmal 100 Seiten stark ist dieses Werk zu einem Vermächtnis der Weltliteratur geworden. Wer es kennt, weiß mehr über das psychologische Rätsel namens Mensch.  
Dietrich Schwanitz
„Bildung – Alles was man wissen muss“ 
Die ZEIT schrieb “eine Frechheit und ein Vergnügen zugleich” und in der Tat: Mag der Titel auch noch so vermessen klingen (wer sagt mir denn, was ich wissen muss…); Schwanitz ist es gelungen, die Grundzüge des Allgemeinwissens zu erklären, ohne den Eindruck zu vermitteln, man wäre dumm, wenn man etwas entdeckt, was man bis dahin noch nicht kannte. Und man entdeckt mit jeder Seite etwas neues. Mit einfacher und klarer Sprache führt uns Schwanitz in rasanter Manier an die Idee der europäischen Zivilisation heran und trägt dazu bei, das Wesentliche unseres Wissens vom weniger Wichtigen zu trennen. Übrigens auch hervorragend als Hörspiel CD zu konsumieren. Wer jedoch eher den Naturwissenschaften zugeneigt ist, sollte sich dem folgenden Buch zuwenden.  
Ganten/Deichmann/Spahl
„Naturwissenschaften. Alles was man wissen muss“  
Detlev Ganten, Thomas Deichmann und Thilo Spahl präsentieren den die Wissensstand zu Beginn des dritten Jahrtausends und führen dem Leser leicht verständlich vor Augen, was das Leben in all seinen Facetten ausmacht, von Raum und Zeit bis zum Erdinneren, von den ersten Lebewesen bis zur Genforschung. Sie zeigen, dass einerseits viele Fragen, die die Menschheit seit der Antike bewegten, heute beantwortet werden können, dass uns andererseits die Wissenschaft in rasantem Tempo vor immer neue gesellschaftliche Herausforderungen stellt und Fragen aufwirft, auf die gültige Antworten noch gefunden werden müssen.  
Mitch Albom
„Dienstag bei Morrie“  
Eigentlich halte ich nicht besonders viel von Ratgeberbüchern… und wenn ich ganz ehrlich bin, gibt es auch in diesem Buch einige Plattitüden zuviel. Dennoch hat die Geschichte Morries bei mir Spuren hinterlassen für die ich dankbar bin. Mitch Albom rückt die Dinge wieder ins rechte Verhältnis und trennt Bedeutsames von Bedeutungslosem ohne sentimental oder gar rührselig zu sein. „Liebt einander oder geht zu Grunde“ ist die Quintessenz des Buches, denn nur in der Liebe zu sich und zu anderen Menschen kann wirkliches Leben gelingen.

Diese wunderbare Botschaft wird auch im gleichnamigen Film mit Jack Lemmon deutlich, für den der alternde Schauspieler verdientermaßen einen Grammy bekam. Besser hätte man die Rolle kaum bekleiden können. Mein Tip: Erst das Buch lesen, dann den Film schauen, und dann denken, denken und immer wieder denken…

Bon Voyage Jack Lemmon du wirst uns fehlen!  

Donna W. Cross
„Die Päpstin“  
Ihre Spuren wurden im Laufe der Jahrhunderte fast vollständig gelöscht; ihr Pontifikat als Papst Johannes VIII von der katholischen Kirche bis heute geleugnet. Doch die sagenumworbene Gestalt der Päpstin Johanna von Ingelheim fasziniert bis heute. Donna W. Cross führt den Leser durch die Dunkelheit des Mittelalters und beleuchtet eine gern verdrängte Epoche der katholischen Kirche, insbesondere deren Verhältnis zum weiblichen Geschlecht. 
Duong Thu Huong
„Bitterer Reis“  
Selbst als Befreiungskämpferin in Vietnam tätig, wurde Duong Thu Huong Anfang 1990 aus der Partei ausgeschlossen und schließlich unter Arrest gestellt. Obwohl ihr Werk verboten ist, wurde es in ihrem Land über 100.000 verkauft. Das hat seinen Grund. Wer hinter die kulturellen Kulissen Vietnams schauen möchte, ist mit diesem Buch gut beraten. 
Jorge Amado
„Die Auswanderer“  
Amados Bücher sind ein Erlebnis und ziehen den Leser in einen Sog aus Mitleid und Verständnis für das Leben der Landlosen und Armen in Brasilien. Sicher, „Die Auswanderer“ ist vielleicht nicht sein bestes Werk, aber mich hat es beeindruckt. Nur das Ende hätte ich mir anders gewünscht, aber Amado ist eben schrecklich realistisch 
Jared Diamon
„Arm und Reich“ 
Eindrucksvoll macht der Evolutionsbiologe Diamond die Zusammenhänge zwischen klima-geographischer Lage einerseits und der Verteilung von Arm und Reich andererseits deutlich. Dabei spannt er den Bogen vom Ende der letzten Eiszeit über die Besiedlung Australiens bis zum Zeitalter der Informations- gesellschaft und skizziert so die schicksalhafte Vergangenheit aller Völker. Sicher, ein gewagtes Experiment,.aber dem Leser eröffnet sich eine neue Sichtweise der Geschichte, und zwar so überzeugend und einleuchtend, dass Diamond für sein Werk 1998 den Pulitzer-Preis erhielt. 
Gioconda Belli
„Bewohnte Frau“  
Ein Roman von einer starken Autorin (Gioconda Belli war selbst Mitglied der FSLN im Kampf gegen die Somoza-Diktatur) über eine starke Frau. Schafft man bequem in einer einzigen Nacht. Ein Kultroman nicht nur für Nicaragua-Liebhaber.