Das Ptolemäische Weltbild
Eine umfassende Theorie der Mond-, Sonnen- und Planetenbewegung im geozentrischen System entwickelte der griechische Astronom Claudius Ptolemäus aus Alexandrien (85-160 n.Chr). In seinen Hauptwerk „Almagest“, der ersten systematischen Ausarbeitung der mathematischen Astronomie, kreierte ein geozentrisches Weltbild, in dem sich die Erde im Mittelpunkt der Welt befand. Um sie bewegten sich die Planeten auf idealen Kreisbahnen bis einschließlich zum Saturn, der Mond und die Sonne. Die Welt schloss eine Sphäre mit allen zur damaligen Zeit sichtbaren Sternen ab, die alle den gleichen Abstand zum Weltmittelpunkt Erde hatten. Für Ptolemälus war die Erde zwar immer noch der Mittelpunkt des Sonnensystems, aber sie war für ihn nicht mehr der Mittelpunkt des Universums.
Aufbauend auf früheren Arbeiten von Appolonius und Hipparch, ging es bei den Modellen des Ptolemäus um die genaue Vorhersage der Himmelsbewegung ohne Verletzung der anerkannten Prinzipien der gleichförmigen Kreisbewegung oder der aristotelischen Physik bzw. des Geozentrismus. Trotzdem ist das Ptolemäische System durch seine komplexen Bewegungsabläufe sehr weit vom Platonischen Grundsatz der einfachen Kreisbewegungen entfernt. Hier deutet sich der Beginn einer Tradition der Trennung von Physik und Astronomie an, die noch im 16. Jhd. zu erkennen ist. Erst Johannes Kepler rüttelt im 17. Jhd. an den physikalischen Prinzipien der gleichförmigen und kreisförmigen Bewegung. Obwohl zumindest die Texte von Ayabhata zuerst ins Arabische und später auch ins Lateinische übersetzt wurden und vermutlich auch europäischen Wissenschaftlern schon im 12. Jhdt. bekannt waren, konnten sich diese Erkenntnisse zunächst nicht allgemein durchsetzen. Abgesehen davon, dass die Kirche diese Erkenntnisse unterdrückte, konnte man sich auch nicht erklären, warum Menschen und Gegenstände wegen der Bewegung der Erde nicht schräg fielen oder sogar in den Weltraum hinaus flogen. Eine Antwort auf diese Fragen erforderte ein größeres Verständnis über Physik, als man damals hatte.
In der Geschichte des christlichen Glaubens wurde Gott zudem, der das Universum erschaffen hatte und dafür sorgte, dass es sich bewegte. Man glaubte, dass er die Menschen jenseits des Himmelsgewölbes beobachtete, das sich über der Erde befand.
Die Kirche übernahm das geozentrische Weltbild von der Scheibenerde als Mittelpunkt der Welt und machte es zum Doktrin, zum allgemein gültigen Schöpfungsgesetz. In Mose 1,7-10 heißt es: „Gott machte also das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes. So geschah es, und Gott nannte das Gewölbe Himmel. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: zweiter Tag. Dann sprach Gott: Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Ort, damit das Trockene sichtbar werde. So geschah es. Das Trockene nannte Gott Land, und das angesammelte Wasser nannte er Meer. Gott sah, dass es gut war.“ Über 1400 Jahre sollte die katholische Kirche an diesem Weltbild festhalten.