Weltbilder des Altertums

Das Babylonische Weltbild

Das älteste uns derart überlieferte Weltbild ist das des Schamanismus des Paläolithikums, wie er in Höhlen- und Felsbildern und Bestattungen überliefert ist. Aufgrund der neuen agrarischen und nomadischen Wirtschaftsform entstehen bereits im Neolithikum erste Versuche neue Weltbilder zu kreieren. Die neu entstehenden Stadtstaaten entwickeln diese Weltbilder dann weiter bis zur Bronzezeit.

Stellvertretend für die Weltanschauungen im Altertum wird heute meist das babylonische Weltbild angesehen. Die Babylonier glaubten, die Erde sei eine Scheibe, die auf dem Weltmeer schwimmt. Dieser Ozean erstreckt sich auch über die Scheibe. Erde und Ozean werden getrennt durch das Himmelsgewölbe, in dem sich die Wetterphänomene abspielen und wo die Götter die Sterne bewegen. Das Firmament wird von den Säulen der Erde getragen, einem Gebirge, was sich rund um die Erdscheibe erheben sollte. Dadurch, dass Sonne und Mond um den sogenannten Weltenberg in der Mitte der Erdscheibe kreisen, sollten Tag und Nacht entstehen, wobei in vielen Kulturen der Mond mehr Bedeutung beigemessen wurde als der Sonne.
Der griechische Philosoph Anaximander (611 -546 v. Chr.) lehrte seinen Schülern, dass die Erde der Mittelpunkt der Welt sei. Er glaubte, die Sterne seien die Köpfe goldener Nägel, die in das kristallene Himmelsgewölbe eingeschlagen sind.

Platon (427-347 v.Chr.) sah in der Kugel einen göttlichen Körper und prägte so die Vorstellung von kreisförmigen Planetenbahnen als entsprechendes zweidimensionales Pendant.

Auch Aristoteles (384-322 v.Chr.) glaubte zunächst noch, die Erde sei eine Scheibe, welche von verschiedenen Kugelschalen umgeben sei wie eine Zwiebel von ihren Häuten. An diesen Spähren, die aus einem unsichtbaren Kristall bestünden, seien die Sterne befestigt. Mit seiner Physik war nur eine im Bewegungszentrum ruhende Erde vereinbar. Sowohl Mond, Sonne, Planeten als auch Fixsterne kreisen um die Erde mittels sich bewegenden, kristallinen, konzentrischen Sphären.
Aristoteles beobachtete aber auch, dass am Horizont bei Schiffen immer zuerst die Masten auftauchen, egal aus welcher Richtung sie kommen. Da zudem die Erde bei Mondfinsternissen jedes Mal einen kreisrunden Schatten warf, schloss er später daraus, dass die Erde eine Kugel sein müsste und keine Scheibe sein könne.

Alte vedische Sanskrit-Texte aus dem Indien des 9. – 8. Jhdt. vor Christus beweisen, dass man dort damals bereits erkannt hatte, dass die Erde eine Kugel ist, die sich mit den anderen Planeten um die viel größere Sonne bewegt. Auch die Abstände Erde-Mond und Erde-Sonne waren schon ziemlich genau bekannt, ebenso die Länge eines Jahres.
Der indische Astronom und Mathematiker Aryabhata erkannte im 7. Jhdt. als erster, dass Mond und Planeten das Licht der Sonne reflektieren und die Planeten um die Sonne kreisen.

Im 12. Jhdt. befasste sich Bhaskara mit diesem Modell und erweiterte es dahingehend, dass die Planeten die Sonne nicht auf einer einzigen Bahn umkreisen und befasste sich auch bereits mit dem Gesetz der Schwerkraft.
Als Alternative zum rein geozentrischen System des Aristoteles entstand in Alexandria das so genannte Ägyptische System. Danach drehen sich Mond, äußere Planeten und Sonne um die Erde, während die inneren Planeten um die Sonne kreisen. Ein ähnliches System wurde auch von dem Astronom Tycho Brahe (1546-1601) favorisiert. Er versuchte, die Gedanken des Kopernikus mit seinen Beobachtungen am Himmel zu beweisen. Trotz starker Zweifel brach Tycho Brahe aber nicht mit den Vorstellungen der Kirche und beließ die Erde in seinem Weltbild im Mittelpunkt. Dafür drehten sich bei ihm jedoch alle anderen Planeten um die Sonne, auch die Sterne. Nur Mond und Sonne behielten ihre Umlaufbahnen um die Erde.